Berlin 26. April 2017
auch wenn bullen und presse versuchen, es zu verschweigen: wir haben letzte nacht ein feuer unterm arsch vom denn’s-Supermarkt am S-Bahnhof Neukölln gelegt. Denn’s-Supermärkte sind ein symbol der aufwertung und verdrängung in dieser stadt, in der jeder noch so kleine fleck verkauft, privatisiert und konsumierbar gemacht wird.
Jegliche brache wird mit schicken häusern, eigentumswohnungen oder büroflächen für die „smart-city“ berlin zugebaut. Neue Senate werden gewählt und bringen lippenbekenntnisse, die verhältnisse zu bessern. Doch wir wissen, dass das nur hohle phrasen sind und erwarten nichts von reformen, die der scheisse höchstens einen goldenen anstrich verpassen.
Die immer stärker werdende verdrängung der ärmeren an den rand der stadt ist alltäglicher wahnsinn. Für jeden nicht-reichen menschen, der die wohnung wechseln muss oder will, ist es beinahe unmöglich zu einem vergleichbaren preis eine wohnung in den innerstädtischen bezirken zu finden. Findet sich was bezahlbares, was nicht das letzte drecksloch mit schimmel an den wänden und ohne tageslicht ist, stehen zur wohnungsbesichtigung schon dutzende menschen schlange. Kein Wunder, dass die ellenbogen ausgefahren werden und konkurrenz und egoismus sich auch hier breit machen. So weit so bekannt so schlecht.
Vor allem in gegenden wie wedding oder nord-neukölln, wo vor 10 jahren spießbürger*innen einen schreikrampf bekamen, wenn sie nur den kiez betreten sollten, ist die gentrifizierung und die verdrängung der armen massiv vorangeschritten. Aus dem einstigem arbeiter*innenviertel und „problemkiez“ nord-neukölln ist ein hipper kiez geworden, dessen dönerläden, spätis und shisha-bars als flair kultureller diversität vermarktet werden, während daneben teure cafés aus dem boden sprießen und mehr und mehr die alten läden verdrängen. Das riesige sanierungsvorhaben „aktion karl-marx-strasse“ passt das öffentliche stadtbild der veränderung an. Straßen und schulen werden saniert, parks erneuert und spielplätze neu gebaut. Wer teil des öffentlichen lebens sein will, muss in einem der vielen neuen cafés platz nehmen. Schicke fassaden, saubere plätze, ordentliche straßen und einfacher zu kontrollierende parks für die ordnungsmacht sind das ziel. Die vermieter freuts, yuppies fühlen sich wohl und die politik lässt sich in den medien feiern.
Wer sich nicht anpassen kann oder will, wird gnadenlos bekämpft. Ordnungsamt, bullen und secus jagen die davon, die nicht in das bild der kapitalistischen stadt passen. Im moment zeigt sich das an den s-bahnhöfen neukölln und sonnenallee. Sie sind zu einem treffpunkt von ungewollten und unangepassten geworden. Doch auch hier darf nichts der aufwertung im weg stehen. Die medienkampagne zeigt schulkinder, die müll aufsammeln und gegen hundescheisse demonstrieren. Doch der müll, der eigentlich gemeint ist, sind die obdachlosen, junkies, roma oder menschen ohne gesicherten aufenthaltsstatus dieser stadt. Je nach stimmung in der gesellschaft.
Auf dem weg zur „smart-city“ versuchen die herrschenden berlin zu einer sauberen und kontrollierten metropole umzuwandeln. Das dabei immer mehr menschen auf der strecke bleiben, wird als kollateralschaden eingeplant.
Wir müssen uns organisieren und unseren kampf kompromisslos weiter führen. Kämpfen wir gemeinsam gegen diese zustände und sorgen dafür, dass es sich weiter zuspitzt und wir in die offensive kommen.
Auf rebellische nachbarschaften und den kampf gegen diese zustände. Solidarische grüße an die bedrohten projekte friedel 54 und rigaer 94.
Wir sind dabei, wenn tausende unserer gefährt*innen nach hamburg reisen. Lasst uns diese stadt zerlegen, um den herrschenden zu zeigen, was wir von ihnen halten.
In hamburg sagt man tschüss, in berlin gibt’s den mittelfinger.