Berlin 28. Februar 2017
Angriff auf Securitas im Kontext der globalen anarchistischen Stadtguerilla
Bon Soir! Am Abend des 28. Februar haben wir am Anhalter Bahnhof sechs Fahrzeuge der Firma Securitas abgefackelt. Securitas bewacht in Berlin seit zwei Jahren den Zugang zur besetzten Schule in der Ohlauer Straße in Kreuzberg und zwingt damit die wenigen dort verbliebenen Geflüchteten zu einem Knast-ähnlichen Leben. Durch ständige Anzeigen und Schikanen der Bewohner_innen hat sich deren Zahl ständig reduziert – viele sind im Knast verschwunden, wurden abgeschoben oder haben Hausverbot.
Wenn wir uns mit den Sklav_innen der Gesellschaft tiefer identifizieren würden, dann würden wir jetzt darüber jammern, dass die „Bewachung“ Millionen von Euros für Steuerzahler_innen kostet. Aber nein. Dann müssten wir uns jedoch auch über die schlimmen Arbeitsbedingungen in der Sicherheitsbranche beschweren. Aber im Gegenteil arbeiten wir an der Zerstörung der Brücken dieser Gesellschaft, die immer noch und gerade durch die Sicherheitsbranche erhalten werden, um selbst die teilautonomen Milieus mit widerständiger Praxis zu integrieren.
Auch darum schauen wir uns mit funkelnden Blicken um und nehmen wahr, dass derzeit die Kanalisierung der Wut in jeglichen entlegenen Regionen dieser beschissenen Welt zunehmen. Wir lesen von den Ausschreitungen in Schweden, der brodelnden Wut in der Schweiz oder den Angriffen gegen die Hüter_innen des Systems in Frankreich. Unsere Verbundenheit wollen wir nicht weiter im stillen zelebrieren, sondern durch wahrnehmbare Schwaden von brennenden Reifen, Häusern und ganzen Teilen der Stadt sichtbar machen. So wie es unsere Gefährt_innen in Griechenland formulieren, wollen auch wir die Nächte der zufriedenen Gesellschaft in Brand stecken und unsere Städte in unregierbare Schlachtfelder verwandeln.
Es gibt Individuen, die nicht in die Knechtschaft des Systems verfallen sind und ihre Perspektiven selbst bestimmen um nicht der selben Schmach zu verfallen. Das Einholen der letzten Anker und die Auflehnung gegen diese Sklaverei/Barbarei wird zunehmend stärker. Denen, deren Namen wir erfahren haben, widmen wir auch diesen Angriff, um sie zu stärken in ihrem Kampf oder um die Erinnerung wach zu halten.
Für Tamara Sol im Knast des vom chilenischen Staat dominierten Territorium, weil sie Vergeltung an einem Security Söldner geübt haben soll.
Für Nikos Maziotis und Pola Roupa, die gezwungen sind vor Gericht gegen den Geiselstatus ihres Kindes zu kämpfen.
Für Lambros Foundas, der vor sieben Jahren im Kampf gegen die Schweine in Athen erschossen wurde.
Für die Unzähligen auf der Flucht, die im Namen der EU an den Grenzen durch private und staatliche Söldner ermordet werden oder in Abschiebelagern von privaten Sicherheitsfirmen bewacht werden.
Wir, eine Verschwörung rachsüchtiger Brandstifter_innen, rufen die weltweiten Zellen und Individuen der anarchistischen Aktion auf, die Vorschläge aus dem deutschsprachigen Raum zu unterstützen, den G20-Gipfel dazu zu nutzen, die gemeinsame Praxis zu stärken. In diesem Sinne sollten wird durch Bezugnahme die Idee der informellen Koordinierung verbreiten. So wird es für uns keinen Gipfel mit zeitlich begrenzten Protesten geben, sondern den Versuch, schon vorher und nachhaltig unkontrollierbare Zustände ohne politische Forderungen herzustellen.