Sabotage an Mautbrücke

Hamburg 3. März 2017

feurige sabotage an mautbrücke auf a261 nahe hamburg

wer auf autobahen unterwegs ist, dem sind sie vielleicht schon aufgefallen: mautbrücken – in wachsender anzahl. doch was machen sie? was ist ihre funktion?ausgestattet mit automatischen infrarotgesteuerten digitalkameras, ausgerichtet auf alle fahrspuren, erfassen sie das kennzeichen eines jeden fahrzeugs, welches unter einer der rund 300 mautbrücken durchfährt. Es findet eine automatische vermessung der fahrzeuge statt, die pkws werden aussortiert und nur die mautpflichtigen lkws gespeichert, um mit einer datenbank abgeglichen zu werden. so zu mindest die offiziellen verlautbarungen…

toll collect ist für den ausbau dieser technik in deutschland verantwortlich. dahinter verbergen sich konzerne wie siemens, daimler und vinchi – bekannte player im bereich der rüstung und dem ausbau diverser herrschaftsinfrastruktur, vom atomkraftwerk bis zum flughafen.

„firmen und institutionen, die sich an der entwicklung und perfektionierung dieser technologien beteiligen, sind ein entscheidender faktor zum erhalt der sozialen ordnung und eine säule der sicherheitsarchitektur um bestehende machtverhältnisse aufrecht zu erhalten. es gibt tausende profiteure, die sich durch die stetige weiterentwicklung und technologischen fortschritt als feinde der freiheit offenbaren. sie sind angreifbar.“ (aus dem schreiben einer gruppe, die 2016 einen funkmast der bullen in berlin sabotiert hat)

die mautbrücken dienen der automatisierten massenhaften kennzeichenerfassung.
ganz neu ist das nicht, denn die bullen können dies bereits an einigen orten durchführen. in acht bundesländern (baden-württemberg, bayern, brandenburg, bremen, hamburg, hessen, mecklenburg-vorpommern, niedersachsen und rheinland-pfalz) gibt es die technik und die passenden gesetzte. hierbei handelt es sich sowohl um mobile als auch stationäre einrichtungen.
bisher darf keine dauerhafte speicherung aller erfassten kennzeichen stattfinden, sondern „nur“ von straftäter*innen/verdächtigen. in bayern beispielsweise werden an 12 festen standorten und drei mobilen anlagen monatlich 8 millionen kennzeichen erfasst, um sie mit den fahndungslisten abzugleichen.

wir denken, es ist lediglich eine frage der zeit, bis die forderung – beispielsweise des bkas – erfüllt werden und die durch mautbrücken erhobenen daten dazu genutzt werden ständig alles zu erfassen und zu speichern. die pkw-maut, die fahndung nach kriminellen oder terrrorist*innen, … das potential dieser technik will verwirklicht werden. die träume der vordenker*innen der sicherheitsarchitektur: eine totale erfassung sämtlicher bewegungen, jetzt auch auf der autobahn.
in anbetracht weiter zu erwartender gesellschaftlicher entwicklungen – stichwort rechtsruck – und einer zuspitzung hiesiger verhältnisse, eine unangenehme vorstellung. die bewegungsfreiheit – also des unüberwachten bewegens in selbst gewählte richtungen – wird auf einem weiteren terrain eingeschränkt und damit die kontrolle der gesellschaft voran getrieben.

herrschaft lässt sich nicht allein in den palästen finden. sie ist vielschichtig und begegnet uns überall, wo sich menschen bewegen. die moderne gesellschaft ist geprägt von unzähligen, teils verinnerlichten, (selbst)überwachungs- und kontrollmechanismen, die herrschaft stabilisieren.
das funktionieren des vorherrschenden kapitalistischen systems hängt daran, sowie an per computer getakteten abläufen, an der ständigen digitalen vernetztheit, an der just-in-time produktion und warenverschiffung. überwachungstechnik, wie die der mautbrücken, erkennen wir als teil der infrastruktur, die dem möglichst störungsfreien ablauf dieses systems dient.
mehrere „vulkan“-gruppen haben in den letzten jahren an verschiedenen orten punkte der infrastruktur sabotiert. in ihren communiqués sprechen sie von der netzwerkstruktur der herrschaft – und von der angreifbarkeit eben dieser. wir schließen uns dieser analyse an und leisten unseren beitrag an einem weiteren punkt im kampf für eine herrschaftsfreie gesellschaft.

dazu haben wir einen kabelkasten einer mautbrücke an der autobahn a261 aufgebrochen und darin feuer gelegt.

in unserem fall waren die kästen mit zwei dicken vorhängeschlössern  pro tür verriegelt. sie befinden sich in der regel am fahrbahnrand neben der mautbrücke. an anderen orten befinden sich an ihrer stelle kleine metall-häuschen mit massiver stahltür. die kästen waren vollgestopft mit verkabelter technik
auf die kästen ist eine kamera samt infrarotscheinwerfer gerichtet, welche sich am oberen ende des am rechten fahrbahnrand stehenden pfeilers der mautbrücke befinden. es ist möglich hochzuklettern, um sie funktionsuntüchtig zu machen, um dann mit der „arbeit“ zu beginnen.
beim feuerlegen haben wir darauf geachtet, keine stichflammen zu erzeugen, damit sich vorbeifahrende auf der autobahn nicht erschrecken. dies bezüglich haben wir uns auch für eine mautbrücke entschieden, die nicht hinter einer kurve liegt und somit ein feuer neben der autobahn
beim darauf zu fahren früh zu erkennen ist.

diesen sommer soll in hamburg der g20-gipfel stattfinden. dieses event der führenden industrienationen repräsentiert die welt der ausbeutung, des kolonialismus, der überwachung und kontrolle und kann einen kristallisationspunkt für unseren widerstand bieten. wir begrüßen die bisherige vielfalt der angriffe in diesem zusammenhang und freuen uns über so zahlreiche militante attacken, die bereits stattfanden, und in denen menschen ihre unversöhnlichkeit mit der herrschaft in ihren taten ausdrückten.
die laufende militante debatte im vorfeld des gipfels verfolgen wir mit großem interesse. den wunsch nach gegenseitiger bezugahme und verknüpfung der lokalen kämpfe – gerade auch international – teilen wir.
der g20-gipfel mitten in hamburg kann als provokation, als angriff gesehen werden. Wir werden uns allerdings nicht der frontalen „schlacht“ stellen, die uns die gegenseite aufdrückt. diese können wir nicht gewinnen. die herrschaft, die sich in der infrastruktur materialisiert, ist in metropolen wie dieser an vielen orten zu finden und sie können sie nicht an allen orten beschützen. stürzen wir hamburg ins chaos!

lasst uns nach diesem event daran anknüpfen und die bezugnahme in aktionen und analysen durch’s jahr weiterführen. lasst uns uns verabreden, gemeinsam reisen und „orte aufsuchen wo wir uns begegnen, in austausch treten und unsere verwandten erfahrungen vervielfachen.“ (autonome gruppe zum brandanschlag auf telekom-fuhrpark, berlin 6.11.2016)

was ist ist, was nicht ist, ist möglich!

in hamburg sagt man tschüss!

autonome gruppe carpe noctem

Quelle: https://linksunten.indymedia.org/de/node/205505